Nach einem brillanten Ballettgastspiel der St. Petersburger Ballettkompanie im Jahr 2004 gastierte nun erstmalig das gesamte Mariinsky Theater mit einer Gala sowie zwei Ballett- und drei Opernproduktionen während zehn Tagen an der Deutschen Oper Berlin. Weder Kosten noch Mühen wurden gescheut, um das 225. Jubiläum des Mariinsky Theaters gebührend zu feiern: 383 Akteure der etwa 2.500 Mitarbeiter zählenden St. Petersburger Kulturinstitution waren hierfür nach Berlin angereist, 16 LKWs transportierten Kostüme, Requisiten und Bühnendekorationen mehrere tausend Kilometer in die deutsche Bundeshauptstadt, unzählige russische und deutsche Techniker arbeiteten rund um die Uhr, um den reibungslosen Ablauf des dicht gedrängten Zeitplans sicherzustellen.
Maestro Valery Gergiev war musikalisch gesehen der Dreh- und Angelpunkt des Gastspiels, leitete er doch alle drei Opernproduktionen und die Gala. Das Konzept, welches die Intendanz des Mariinsky Theaters gemeinsam mit der Deutschen Oper Berlin erarbeitet hatte, sah eine Zeitreise durch die Geschichte des Mariinsky Theaters vor, um dem Berliner Publikum drei verschiedene Perioden des Inszenierungsstils in St. Petersburg zu zeigen. Maestro Gergiev eröffnete am 30. September den festlichen Gastspielreigen mit Pique Dame und einer hervorragenden Besetzung mit Sängern wie Maxim Axenow, Mlada Khudoley, Larissa Diadkowa, Nikolai Putilin oder Jekaterina Sementschuk. Der Premierenabend, welcher unter der Patronanz der Hauptsponsoren GAZPROM GERMANIA und Wintershall stand, wurde vom fast ausverkauften Saal begeistert akklamiert.
Ein besonderer Höhepunkt war Dmitri Schostakowitschs Oper Die Nase. Maestro Gergiev leitete die Aufführung, in welcher Wladislaw Sulimski, Alexei Tanowizki, Tatjana Krawzowa und Sergei Semischkur die Hauptrollen sangen. War das Publikum bis zur Pause teilweise noch etwas reserviert, brach es am Ende der Vorstellung in großen Jubel aus.
Am dritten Gastspielabend stand Chowanschtschina von Modest Mussorgsky auf dem Spielplan. Bühnenbild und Kostüm waren historisierend gestaltet, das Publikum wurde optisch in die Zeit Peter des Großen zurückversetzt. Die herausragende sängerische Leistung von Andrei Tanowizki, Larissa Diadkowa und Jewgeni Akimow, um nur einige wenige zu nennen, veranlasste den großenTeil des Publikums trotz fortgeschrittener Stunde seinen Platz nicht frühzeitig zu verlassen, obwohl der Vorhang erst kurz vor Mitternacht fiel.